ms - januar 2022

Caliber 2018

Spanisches Anbaugebiet Calatayud Die Garnacha-Wuchtbrumme unter der Lupe

Ich habe den Wein in einer Vinos-Aktion für 16 € bekommen. Der reguläre Preis steht unten in der Tabelle, knapp 25 €. Ich häng mich nicht gern an Preisen auf, hatte ihn vergessen und staune jetzt im Nachhinein, wieviel die einzelne Flasche letztendlich kostet.

Aber der Reihe nach. Der rühmliche Tropfen liegt seit ca. 2 Monaten hier rum und soll nun endlich verkostet werden. Zum Winteressen mit deftigen Bratkartoffeln und Veggie-Geschnetzeltem mit Pilzen sollte das eigentlich hinhauen. Noch während die Kartoffelscheiben auf dem Backblech bräunen schenke ich meiner Lady und mir ein. Die Intuition, ihn ein wenig im Glas atmen zu lassen war nicht falsch. Er wird nach ein paar Minuten an der Luft etwas sanfter.

Rotwein Caliber '18 Garnacha

Der intensive, prominente Geruch bestätigt die Erwartungen an einen kraftvollen Wein. Vielschichtig, wenn auch nicht ungewöhnlich: Schokolade, Beeren, Pfeffer, vielleicht auch Leder und mehr.

Durchaus angetan und positiv gestimmt probieren wir den ersten Schluck. Da ist etwas sehr aromatisches, auch fruchtiges, ja, absolut. Ich mache direkt einen zweiten Schluck. Die Aromen bestätigen sich, Schokolade, Beeren, im Abgang etwas Vanille. Überhaupt, der Nachhall ist angenehm und geschmackvoll und - das beste am Wein, ich nehm's vorweg.

Denn irgendwas stört. Meine Lady sagt sofort: 'Der ist aber sauer'. Nur liegt die Gesamtsäure bei 6 g/l, nicht wirklich wenig, aber noch im Rahmen. Aber kommen da ein paar bittere Tannine hinzu, entsteht sofort der Eindruck, der Wein wäre sauer. Auch der Gegenspieler in Form von Restzucker ist extrem zurückhaltend, besteht lediglich aus 3,5 g. Er hat also keine Chance, den Wein weicher und runder zu machen.

Nun ist das wie immer natürlich auch eine Geschmacksfrage. Wer einen aromatischen, jedoch knochentrockenen Wein mag, ist hier richtig. Man kann ihm Ecken und Kanten attestieren, er ist kraftvoll und hat Wucht, soweit kann ich auch die Vinos-Beschreibung bestätigen. Die 14,5 % Alkohol sind gut eingebunden und das 'originell gestaltete Cover' ist auch ganz toll, von mir aus. Er ist kraftvoll und
hat Wucht! Und
bittere Tannine ...
Dennoch verblüffen Bewertungen und Preise. Die Beschreibung auf vinos.de ist wohl der Tatsache geschuldet, dass der Wein explizit für den Online-Dealer abgefüllt wurde. Nur hat sich der Weinscout wahrscheinlich beim Besuch in Spanien von der mediterranen Sonne blenden lassen, denn dem zum 1. Liga-Tropfen hochstilisierten Wein fehlt es an Struktur und Komplexität. Einmal mehr wird klar, wie sehr auch im Weinbusiness Lobbyismus und 'schein statt sein' vorherrschen. Und von der 92 Punkte-Bewertung des falstaff-Magazins will ich erst gar nicht anfangen.

Von einer 'Geschmacksexplosion' zu reden ist absolut überzogen. Um es mal ganz klar zu sagen, dieser Wein ist nicht weich und die Bitterstoffe überlagern die Frucht. Wird er atmender Weise zunächst einen Hauch weicher, frage ich mich nach 2 Stunden, ob da nicht bereits kleine Oxidationsnoten mitschwingen. Wie auch immer, er ist einfach unrund, unausgewogen und hinterlässt trotz schönem Aroma einen wortwörtlich 'bitteren Beigeschmack'.

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Rotwein Caliber 2018 - Spanien
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Rebe: Garnacha
Jahrgang: 2018
Region: Calatayud
Alkohol: 14,5 %
Säure: 6 g/l
Zucker: 3,5 g/l
Hersteller: Caliber
Bezugsquelle: Vinos.de
Preis: 24,90 €
Schulnote: 3-

 

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