ms - dezember 2021
Mirea Primitivo di Manduria
Masseria Borgo dei Trulli - Dörfer aus Steinhütten
► Die 'Trulli' sind kreisförmige Steinhütten mit konisch zulaufenden Dächern und dienen bis heute im Süden Italiens Schäfern, Bauern oder Weinbergarbeitern als Unterkunft. In dieser Gegend baut Alessandro Michelon in seinem relativ neuen Weinkeller wirklich sehr gute Weine aus.
Bereits mehrfach hab ich die Zensa-Weine beschrieben, sowohl den Primitivo Organico als auch den Nero d'Avola Organico, beide im 'Appassimento'-Verfahren erzeugt. Aber was er mit diesem Rotwein der 'Masseria Borgo dei Trulli'-Serie rausgehauen hat, übrigens immer an dem kreisförmigen Logo zu erkennen, welches bei diesem Primitivo fließend in den Grafik des Etiketts eingebunden und damit Teil des außergewöhnlichen Cover-Designs ist, ist schon ein verdammt heißer Tipp und einfach ein unglaublich geiler Wein. Und ein sehr Begrenzter, ich glaube es gibt jedes Jahr nur ca. 10.000 Flaschen.
Doch jetzt ein kleiner Ortswechsel. Wir befinden uns als kleines Grüppchen in einem traumhaften Skigebiet in Oberlech am Aarlberg und zwischen Skipiste und Sauna schreibe ich nun über diese Flasche Mirea Primitivo di Manduria. Warum? Warum nicht ein österreichischer Tropfen? Es gibt doch hier auch tolle lokale Weine. Ganz einfach: weil ich den Primitivo extra in den Urlaub mitgenommen habe, um ihn mit meinem ebenfalls sehr verkostungs-interessierten Freund und Skikollegen zu genießen. Und ganz ehrlich, diese Umgebung wird dem Wein durchaus würdig. Hölzernes, uriges kleines Skihotel in verschneiter Landschaft. Also viel mehr geht doch nicht, oder?
Ok, die Damen bleiben beim Weißen, die Herren machen sich an den Primitivo. Der Kollege sagt beerig, das finde ich auch. Ein kräftiger, aber nicht untypischer Geruch mit alten Bekannten: Schokolade, Pfeffer, ganz intensiv die Beeren. Bis hierhin gut, aber nichts außergewöhnliches, wir bleiben also gespannt.
Der erste Schluck ist der Hammer. Was für ein Aroma, Wahnsinn! Sowas von rund und geschmacksintensiv, das ist wirklich unglaublich.
Kuschelige Tannine, weicher als weich, purer Saft, aromatische Intensität. Von den 17,5% Alkohol ist rein gar nichts zu spüren. Einfach weil hier alles unglaublich ausgewogen ist.
Vollmundig, intensiv
saftig, komplex, spitze!
Man muss da gar nicht mit Struktur oder Säure kommen, das wär einfach kleinkariert. Das Ding ist komplett ausbalanciert und schmeckt derart natürlich und lecker, einfach der Kracher. Sowas sollte man schon zum Frühstück zu sich nehmen. Meine Speiseempfehlung ist ein Schokocroissant oder Kaffee-Trüffel-Pralinen.
Im Ernst, der Wein ist Gold wert. Die ganze Power kommt von kleinen, überrreifen und handgepflückten Beeren, quasi ein natürliches Appassimento-Verfahren, allein durch die Auswahl.
Und wie immer werden von manchen Menschen die unterschiedlichsten Dinge herausgeschmeckt: Pflaumen, Honig, Rosinen, Kaffee usw. Ich kann das nicht immer ganz nachvollziehen, was auch nicht wichtig ist.
Eindeutig ist das beerige und dadurch extrem fruchtige und saftige Aroma, auch im Abgang sehr lang anhaltend und angenehm schmelzig. Ich glaube nicht, dass es in dieser Preisklasse, bei diesem Wein übrigens extrem volatil, besseren Primitivo gibt. Die Challenge wäre dann, das Wort 'besser' zu definieren. Kleiner Tipp: Im Handelshof bekommt man ihn für ca. 17 Euro.
Wenn ich darüber nachdenke, wem dieser Wein NICHT schmecken könnte, sind das wohl alle Menschen, die einen leichten und sehr trockenen Rotwein bevorzugen. Denn eins ist klar, die Restsüße liegt auch oder gerade bei diesem Primitivo mit Sicherheit in der Liga der halbtrockenen Weine.
Rotwein Mirea Primitivo di Manduria - Italien
› mehr über diesen Wein
Rebe: Primitivo
Jahrgang: 2020
Region: Apulien
Alkohol: 17,5 %
Hersteller: Orion Wines
Bezugsquelle: Handelshof
Preis: 17,00 €
Schulnote: 1
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