ms - januar 2024
Liala Negroamaro Borgo dei Trulli
Auf die Kollegen aus dem Salento ist Verlass
► Was es mit den 'Trulli' auf sich hat, hab ich schon beim Primitivo von Alessandro Michelon erklärt. Eine gute Gelegenheit, sich nach dem Artikel hier auch mal den Primitivo anzuschauen. Selbe Flasche, ähnliches Artwork, nur diesmal ein Negroamaro, der mit 16,5% Alkohol ebenfalls etwas mächtiger ausfällt als konventionelle Rotweine. Selbige machen unsere Freunde von Orion Wines allerdings auch. Obwohl das mit dem 'konventionell' echt Quatsch ist. Der Zensa Primitivo Puglia Organico hat zwar 'nur' 13,5 Umdrehungen, ist aber als vielfach ausgezeichneter Bio-Rotwein auch eine richtig geile Nummer.
Aber kommen wir endlich zum Negroamaro. (Meine Güte, hier merkt man wieder mal, dass sich der Autor mit seinem unstrukturierten Storytelling weit weg vom journalistischen Anspruch getrunken hat.)
Ich will nicht lange rummachen, also, der Negroamaro riecht typisch: Vanille, Leder, Beeren... keine Ahnung wonach noch. Was da an die Nase kommt, ist durchaus vielschichtig, wenn auch nicht total außergewöhnlich. Aber das mich hier etwas sehr Intensives erwartet, kann ich schon erahnen. Ist ok, ich mach mich gerade und bin auf alles vorbereitet.
Ja, liebe Freunde, hier gibt es kein herumdeuteln. Der Kollege fällt mit seinem gesamten Gewicht auf die Geschmacksknospen. Aber auf eine weiche, geschmackvolle und auch sehr leckere Art und Weise. Und wie auch schon beim Mirea Primitivo ist dem Liala Negroamaro zu eigen, dass man den Akoholgehalt kaum wahrnimmt. Wirklich sehr saftig, samtig und nur bedingt schwer. Eben ohne das Gefühl, dass gleich nach der Flasche die Kopfschmerzen kommen. Mit Sicherheit hat auch hier die 'Metodo Appassimento' dafür gesorgt, dass der gute Tropfen eine dermaßene Dichte und Komplexität vorweisen kann.
Im Vergleich zum Primitivo ist er würziger, nicht ganz so süß, aber wahnsinnig reich an Aromen. Irgendwo hab ich Zimt und Kaffee gelesen, auch das passt.
saftig, samtig,
komplex & vollmundig
einfach spitze!
Mir fällt da noch eine Anekdote ein. Zu Sylvester hat ein Kollege im Skiurlaub seinen Bordeaux ausgepackt. Das war mit Sicherheit kein billiger Fusel, und natürlich hab ich den probiert. Es gibt ja spezielle Tage, da weißt du nicht, ob es am Wein oder deiner Tagesform liegt, dass das Ding nicht richtig zünden will. Da der Kollege als Weintrinker sehr interessiert und als Weinkenner um einiges ambitionierter ist als ich es zum Beispiel bin, habe ich dem Wein in meinem Urteil eine schöne Leichtigkeit und angenehm trockene Note attestiert. Wenn ich ehrlich bin, war's eigentlich eine wässrige Plörre, völlig überschätzt und mit einem Mangel an Körper und Geschmack. Und genau da lob ich mir dann doch den unkomplizierten Klassiker, da weißt du was du hast und lässt den Experimentierkasten zu.
Auch wenn ich hier Gefahr laufe, den Liala Negroamaro zur stereotypen Geschmackbombe zu degradieren, möchte ich nochmal betonen: Ein aromatisches und ehrliches und durchaus vielschichtiges Vergnügen, ein langer, sehr intensiver und geschmackvoller Abgang und nicht nur im Winter ein super Rotwein. Ein Spaß, der jeden Euro wert ist. Das einzig Frustrierende ist, dass es hier gerade keine zweite Flasche gibt.
Hier liegt die Messlatte ganz schön hoch.
Rotwein Liala Negroamaro Borgo dei Trulli - Italien
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Rebe: Negroamaro
Jahrgang: 2022
Region: Apulien
Alkohol: 16,5 %
Hersteller: Orion Wines
Bezugsquelle: Handelshof
Preis: 21,00 €
Schulnote: 1
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